Was ist, wenn alles genau nach Plan verläuft?

Bis jetzt scheinen die Ukrainer unglaublich viel Glück gehabt zu haben, neben großer Tapferkeit und guter Planung. Vor allem die offenbar angestrebte Einkesselung Kiews scheint völlig zum Erliegen gekommen zu sein. Kriegsglück? Oder war es Zufall? Was ist, wenn es genau nach Plan verliefe, nur eben nicht Putins? Eine These.

Könnt ihr euch noch an Tag zwei der russischen Invasion in der Ukraine erinnern? OK, es ist fast schon einen Monat her, aber ganz am Anfang des Krieges bildete sich dieser mysteriöse Konvoi von rund 65 km Länge in Nord-Südrichtung zwischen der bielorussisch-ukrainischen Grenze und der Hauptstadt Kiew. Es dauerte mehrere Tage, bis er auf seine gesamte Länge anwuchs, und er stand ziemlich unübersehbar mitten auf der Landstrasse.

Ein offensichtliches Ziel für einen Angriff der Ukrainer, der aber nie kam. War das ein taktischer Fehler? Meiner Meinung nach ja, aber der von Putin. Von der ukrainischen Seite her war es ein strategisch genialer Zug.

Moment: Ich argumentiere das gleich.

Der Angriff auf Kiew am 24. Februar erfolgte nach einem Plan wie bei einer Schularbeit auf der Militärakademie. Sieben Divisionen mit jeweils zehntausend Mann griffen gleichzeitig auf breiter Front an. Geplant war, per Luftlandetruppen den Flughafen eines Ortes namens Hostomel einzunehmen, das ist ein nördlicher Vorort von Kiew, ungefähr so wie Klosterneuburg zu Wien, nachdem dort die Antonow-Werke sind, gibt’s da einen tip-top ausgebauten Militärflugplatz.

Es begann damit, dass die Ukrainer die Einnahme durch Luftlandetruppen vereitelten, verlustreich, aber sie haben es geschafft, Hostomel ist noch immer unter ukrainischer Kontrolle. Anschließend, ungefähr eine Stunde Fahrzeit von Hostomel entfernt, geriet der Konvoi ins Stocken und fuhr sich fest.

Dieser Konvoi war der Nachschub für die rund siebzigtausend Soldaten mit ihren gepanzerten Manschaftswagen und den fetten T80 Tanks. Russische Technik ist bekannt für ihre Robustheit, aber nicht für Sparsamkeit beim Sprit. Ein T80 verfährt an einem Tag locker rund 2.500 Liter Diesel, soviel passen denn auch in seinen Tank. In einen BMP3 Manschaftswagen gehen 700 Liter hinein, die reichen auch nicht viel länger. Alles in allen waren da ca 7.000 Fahrzeuge unterwegs, und zwölf Kilometer vor Hostomel, bei einem Ort namens Irpin, ging ihnen der Sprit aus, im wortwörtlichen Sinn.

Wohlgemerkt: Das war die Speerspitze des Angriffs. Der Konvoi war der Nachschub.

Aleine an Sprit braucht der ganze Setup – alle sieben Divisionen – vier bis sechs Millionen Liter Diesel pro Tag, schätzen wir einmal konservativ, das entspricht einem Zug mit 70 Tankwaggons, oder eben einem langen Konvoi an Tank-Lkw. Dazu noch Munition, und nicht zuletzt Verpflegung für die Truppe.

Hier ist den Russen, entweder Putin oder eher einem der jetzt unter Hausarrest gestellten Generäle, meiner Meinung nach ein schwerer taktischer Fehler unterlaufen, indem alle Nachschubeier in einen Korb gelegt wurden, sozusagen. Verständlich, wenn eins bedenkt, wie der Rest des Plans aussah: Die Bevölkerung würde zusehen, fallweise freundlich jubeln respektive sich befreit fühlen und die Armee kaum bis keinen Widerstand leisten, der Flughafen Hogomel wird die Basis, von dort wird die Umzingelung der Stadt Kiew eingeleitet, alles aus dem Lehrbuch. Wie in einem Manöver. Und da braucht man jetzt nicht mehrere Nachschubwege einrichten, da ist schon einer organisatorisch schwierig, und überhaupt. Anschließend fangen wir die Regierung ein und setzen eine neue, uns freundlich gesinnte ein, und in drei Wochen sind wir wieder zuhause. Zumindest in diesem Stil scheint das alles geplant gewesen zu sein.

Und jetzt kommt der geniale Zug: Die Ukrainer griffen den Konvoi nicht an. Sie verhinderten lediglich, dass er tatsächlich ankam aka dass der Nachschub durchkam. Wobei es die Russen wirklich probiert haben, mindestens sechs Tage lang. Sie brachten sogar eine fahrbare Pontonbrücke mit. To no avail, wie der Franzose sagt: Es war alles umsonst. Und bis heute, drei Wochen nach Kriegsbeginn, ist die Einkesselung nicht gelungen. Passend dazu hier der Twitterfaden meines journalistischen Kollegen Tomi Ahonen, der das alles akribisch rechechiert hat. Und hier eine Reportage von den Kollegen des Wall Street Journal mit den Special Forces der Ukraine im Norden der Hauptstadt.

Ihr kennt sicher den Witz: Vater und Sohn Stier kommen über den Hügel und sehen eine Herde friedlich grasender Kühe. „Papi, Papi, komm lass‘ uns schnell hinunterlaufen und eine Kuh bumsen!“ „Nein, mein Sohn. Lass uns ganz langsam hinuntergehen und eine nach der anderen bumsen.“ Genau so gingen die Ukrainer vor, nämlich langsam, aber zielgerichtet.

Während einer ganzen Woche ließen die Ukrainer den Konvoi ein wenig vorrücken, aber nie ans Ziel kommen, was bedeutet, der in diesem Konvoi gebundene Nachschub hat die russische Truppe nie erreicht. Ich lehne mich jetzt ein wenig aus dem Fenster und behaupte: Das war Absicht. Hätten die Ukrainer den Konvoi am ersten Tag angegriffen, hätten die Russen zwar den Konvoi verloren und damit den Nachschub, aber wären anschließend sofort dazu über gegangen, einen neuen zu organisieren, diesmal möglicherweise nicht alles auf einmal, und die Panzerspitzen hätten noch rechtzeitig mit Treibstoff und Munition versorgt werden können. So aber war der russische Generalstab offenbar der Meinung, der Nachschub wäre ja ,,eh schon fast da“ und wozu einen neuen organisieren. Erst nach drei Tagen begann die russische Seite, neue Lkw zu organisieren. Die dazu notwendigen rund 200 Lkw mussten aus verschiedenen Armeebasen zusammengeholt werden und anschließend in den Süden von Weissrußland fahren, das dauert noch einmal zwei Tage. Und beim erstklassigen Servicezustand russischer Armeehardware kam ein erklecklicher Teil der Lkw erst einmal gar nicht an, sondern blieb auf der Fahrt irgendwo liegen.

Die angreifenden Divisionen mussten in der Zwischenzeit einerseits Sprit sparen und hatten andrerseits wenig Munition und konnten daher weder agil kämpfen noch die Einkesselung von Kiew vervollständigen. Zwar flogen Hubschrauber die dringendsten Dinge ein, aber es reichte nicht für eine Offensive.

Der ursprüngliche Plan hätte einen permanenten Shuttle mit schweren Lkw zwischen der bielorussischen Basen und der neu zu errichtenden Basis auf dem Flughafen der Antonov-Fabrik vorgesehen. Mangels dieser Basis brach der Angriff auf die Hauptstadt mehr oder weniger zusammen.

In der Zwischenzeit taten die Ukraïner das, was sie offenbar am besten können: Sie führten einen Abnützungskrieg, und das relativ erfolgreich. Die russischen Truppen, fast durchwegs blutjunge Rekruten, begannen, ohne Treibstoff und Munition, ihre Panzer und Kampfwagen einfach stehen zu lassen und liefen davon. Auch waren die Ukrainer sehr erfolgreich im Umgang mit von der Schulter abzuschießenden, also tragbaren, Waffen sowohl gegen Fahrzeuge als auch gegen Helikopter. Per heute, also knapp drei Wochen nach dem Einmarsch, meldet die Ukraine: ,,Seit Kriegsbeginn … betragen die gesamten Kampfverluste der russischen Invasoren 14.200 Mann, 450 Panzer und 93 Flugzeuge.“ Daneben verloren die russischen Kräfte – so die Ukraine – 1.448 gepanzerte Kampffahrzeuge, 205 Artilleriesysteme sowie 72 MLRS (Multiple Launch Rocket System aka Stalinorgeln), heißt es weiter. Und: ,,Darüber hinaus zerstörten die (ukrainischen) Streitkräfte 43 feindliche Luftverteidigungen, 93 Flugzeuge, 112 Hubschrauber, 879 Fahrzeugeinheiten, 3 Schiffe / Boote, 60 Treibstofftanks, 12 UAV (Drohnen) auf operativer und taktischer Ebene sowie 11 Einheiten mit Spezialausrüstung.“ Nachzulesen hier. OK, was davon tatsächlich wahr ist, lässt sich jetzt nicht wirklich nachprüfen. Aber aus verschiedenen Quellen (Geheimdienste der USA und der Briten) hört man ähnliche Dimensionen, so in der Richtung könnte es schon stimmen.

Das muss man sich mal geben: 14k Tote alleine auf russischer Seite. Wenn das stimmt, hat Putin in drei Wochen in der Ukraine fast so viele Soldaten verloren wie die UdSSR in acht Jahren Afghanistan (dort waren es rund 17k). Das kann auch er nicht lange durchhalten.

Bislang jedenfalls haben die Russen – bis auf einmal, nach der ersten Woche – keine Verlustzahlen bekannt gegeben.

Auf Oryx, einem aus den Niederlanden betriebenen Website, kann eins es auch auf Englisch nachlesen, so eins des Kiryllischen nicht mächtig ist. So erfahren wir dann, dass rund die Hälfte der Fahrzeuge erbeutet respektive verlassen vorgefunden wurde, das sind die berühmten ukrainischen Bauern, die mit ihren Traktoren gefilmt wurden, als sie aufgegegebene T72 einfach wegschleppten.

Die Taktik der Russen ist immer gleich: Eine Stadt einkesseln, sich erst gar nicht auf einen Häuserkampf einlassen, sondern sie mit Raketen und Artilleriebeschuss sturmreif schießen, bis sie aufgibt oder einfach zu existieren aufhört. So war es in Grosny, der tschetschenischen Haupstadt, so war es im syrischen Aleppo (ich könnte heute noch heulen, das war so eine schöne Stadt. Und 4000 Jahre alt. Diese Barbaren), und genau so machen sie es derzeit mit Mariopol. Und so wollten sie es auch in Kiew machen. Und deshalb schießen sie jetzt in Kiew, und im Südosten, wo sie sich auch festgefahren haben, alles kurz und klein, möglicherweise im Versuch, das Kriegsglück doch noch zu erzwingen.

Ich lehne mich jetzt weiter aus dem Fenster und behaupte: Das war auf der ukrainischen Seite von Anfang an der Plan.

Ich weiß, muss nicht sein, Kriegsglück, Zufall, blah blubb. Aber ich glaube nicht an Zufälle, vor allem nicht an so viele auf einmal. Die ukrainische Armee hat in den sechs Jahren seit dem Donbas deutlich dazu gelernt, sie wurde von britischen und US-Spezialeinheiten trainiert, sie werden mit Aufklärung und infosec von den USA und der Nato unterstützt, aber am Ende des Tages sind sie, zumindest auf dem Papier, den russischen Invasoren hoffnungslos unterlegen. Das muss auch, von Anfang an, Zelenski und seinem Generalstab bewusst gewesen sein. Auf der anderen Seite haben die Mehrheit von ihnen selbst in der russischen Armee (oder halt in der Roten Armee der UdSSR) gedient, sie kennen ihre Gegner gut, und sie kennen deren Schwächen. Ich halte es für durchaus realistisch, dass das von seiten der Ukraine von Anfang an als einzig mögliche Verteidigungsstrategie geplant war, und sie scheint glorios aufgegangen zu sein. Die Schlacht um Kiew hat Putin verloren und Zelenski gewonnen. Eine taktische Meisterleistung, Chapeau.

Und wenn sie das geplant hatten, dann haben sie auch für den Rest noch einen Masterplan. Ich lehne mich jetzt ganz weit aus dem Fenster und sage: sie werden diesen Krieg gewinnen. Es wird sie unsäglich viele Leben kosten, vor allem zivile, denn die Russen werden noch ein Massaker anrichten, aber die Ukrainer werden gewinnen. Denn Putin wird nicht nachgeben, er wird das durchstehen. Bis zum bitteren Ende.

Keine Ahnung, wie das aussehen wird. Wenn ich mir jetzt schon den Mund verbrenne, dann behaupte ich, Putin wird verlieren, sich zurückziehen und deutlich geschwächt sein auch in seiner Position nach innen. Und länger als zwei, drei Jahre wird er sich nicht halten können.

Wie das alles geschehen wird? Keine Ahnung. Wird er Atomwaffen einsetzen? Meine Kristallkugel ist gerade in der Reinigung. Wird es einen Weltkrieg geben? Wahrscheinlich nicht. But who knows.

Jetzt ist euch schlecht? Mir ist schon lange schlecht. 105 Kinder sind bis jetzt im Bombenhagel gestorben. Hundertfünf. Kleinkinder. Babies. Kinder. Djeca. дітей. Hundertfünf Söhne und Töchter. Ich geh‘ jetzt in meinen Polster schreien …

Wir leben in interessanten Zeiten.

слава україні

Verschwörungstheorien … frische Verschwörungstheorien … schöne neue Verschwörungstheorien


Meine Blogpostings seien zu lang, hat man mir gesagt. Ich schweife zu sehr ab. Also gut, heute ganz ohne Einleitung.

Es ist jetzt Sonntagabend, der 19. Mai 2019. Anlässlich des Endes des Kabinetts Kurz I mit dem mittlerweile sattsam bekannten Ibiza-Video stehen eine Reihe von Fragen im Raum, die eine Reihe von Verschwörungstheorien – äh – mit sich bringen.

Hier ist eine lose Zusammenfassung, per heute und hier, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, Sinnhaftigkeit oder sonst irgend etwas erhebt.

Ich nenne auch ganz bewusst keine Quellen und berufe mich jetzt mal auf den journalistischen Quellenschutz.

Ein Geheimdienst war es

Vor etwa einem Monat haben westliche Geheimdienste alle Informationsflüsse zu österreichischen Partnern abgebrochen. Das hat es in dieser Form seit 1945 nicht gegeben. Schon seit der Razzia auf den heimischen Verfassungsschutz (BVT) erzählt man sich derartiges, nunmehr hat es der Deutsche Bundesnachrichtendienst ganz offen der deutschen WELT erzählt.

Es muss ja auch nicht der BND gewesen sein, auch die französische DGSE wäre ein möglicher Kandidat. Macron hat seine eigenen Probleme mit den Rechten und fürchtet auch ihr europäisches Erstarken.

Auch den Zeitpunkt genau vor den Europawahlen (auf die Frage warum erst jetzt?) lässt sich so erklären: Das Treffen der Rechtspopulisten in Mailand war genau an diesem Wochenende, dort wäre Harald Vilimsky ein Stargast gewesen, das hat sich ja jetzt erledigt. Und wie weit es den Rechten bei der EU-Wahl schadet, wird man erst sehen. Jedenfalls hätte man so zwei Fliegen mit einem Schlag (pun intended) erwischt.

Der britische MI6 fällt da eher aus, deren Europasorgen liegen woanders.

Einige Ungereimtheiten sprechen da dagegen, zum Beispiel dass Geheimdienste üblicherweise ihre Tatorte nicht über AirB&B anmieten, aber vielleicht muss ja gespart werden. Und warum auch nicht. Auch dass das Video seit längerer Zeit zum Kauf angeboten worden sei, hört man. Das kann auch eine geschickte Verschleierungstaktik sein, Spiegel und Süddeutsche jedenfalls beschwören glaubhaft, nichts bezahlt zu haben.

Auch warum gerade Österreich, so bedeutend sind wir ja auch nicht. Warum nicht Polen? Oder Orbán? Mögliche Antwort: So leicht wäre das dort nicht gegangen, weder Orbán noch der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki regieren in einer Koalition und wären derart kompromittierbar. Und so eng ist die Zusammenarbeit mit den dortigen Geheimdiensten auch wieder nicht, während Österreich auf dem Balkan ein nicht zu unterschätzender Mitspieler ist. Außerdem ist Wien als dritter UN-Standort und traditionelles Transitland für Spione aller Art wesentlich interessanter als Budapest oder Warschau.

Zur These „Geheimdienste“ gibt noch eine

Variante

Nämlich die, dass gar nicht Strache als Vizekanzler das primäre Ziel war, sondern Johann Gudenus.

Der Junge hat während seines Jus-Studiums regelmäßig Sommerkurse an der Lomonossow-Universität in Moskau besucht und erhielt 2004 das TRKI-Russischzertifikat des Bildungsministeriums der Russischen Föderation. Gudenus hat auch die Diplomatische Akademie Wien 2005 absolviert und dabei Kurse an der Diplomatischen Akademie des Russischen Außenministeriums, einem traditionellem Ausbildungsort für russische Spione, belegt. Gudenus ist der einzige Politiker einer europäischen Regierungspartei, der seine Emails über mail.ru verschickt, er ist ein Freund des tschetschenischen Diktators Ramzan Kadyrov und er war nach der Annexion der Krim „Wahlbeobachter“ bei der darauffolgenden Abstimmung. Gudenus ist „das Trojanische Pferd Russlands in der EU“. (Zitat auf Twitter)

Unbestritten ist, dass Gudenus schlauer ist als sein Burschenschaftsvater Strache, aber beide gelten nicht als die hellsten Fackeln beim Aufmarsch der Rechten.

Und auch hier gilt: Die Kombi von Entfernung der Zielperson von der Macht und gleichzeitige Schwächung der Neuen Rechten vor der Europawahl würden auch den Zeitpunkt erklären.

Der Böhmermann war es

Schon vor einem Monat hat der Satiriker Jan Böhmermann in einem Video-Grußwort für die Verleihung des österreichischen Fernsehpreises Romy gescherzt, er hänge „gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchenvilla auf Ibiza“ rum und verhandle über die Übernahme der Kronen-Zeitung und ob er die Meinungsmache in Österreich an sich reißen könne. Aber darüber dürfe er „leider noch nicht reden“, so Böhmermann weiter.  Dass der Satiriker das heikle Video bereits vor Wochen kannte, bestätigte sein Manager Peter Burtz am Samstag. Er dementierte aber, dass die Aufnahmen Böhmermann angeboten worden seien. Da sie ihm nicht angeboten worden seien, habe er sie auch nicht abgelehnt. Woher Böhmermann die Aufnahmen kannte, wisse er nicht, sagte Burtz.

Zuvor hatte die Journalistin Leila Al-Serori von der Süddeutschen Zeitung im ORF erklärt, dass Böhmermann die Aufnahmen angeboten worden seien, er jedoch den Fall nicht weiter recherchiert habe.  In seiner Sendung „Neo Magazin Royal“ am vergangenen Donnerstag deutete Böhmermann sogar die Berichte über das Strache-Video an – mit den Worten „kann sein, dass morgen Österreich brennt“.

Diese Theorie ist sehr krude und wird hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Aber wer weiß? Vielleicht ist es ja doch eine Verschwörung der linken Journaille.

Die ÖVP war es

Meine Lieblingstheorie.

Es wäre zwar sehr verblüffend, wenn jemand wie der zerstrittene Haufen VP so eine Aktion auf die Reihe bekäme (und sie fast zwei Jahre geheim halten könnte), aber möglich wäre es. Der Bubenkanzler ist ein eiskalter Machttheoretiker, ihm ist es zuzutrauen, mit einigen wenigen Vertrauten die Aktion noch vor der damaligen Nationalratswahlen durchzuführen und das Resultat im Köcher zu behalten, bis man es brauchen kann.

Der Plan „Wende 2.0“ könnte aus der Feder von Wolfgang Schüssel stammen: Erst gründet man NEOS, als „linker“ aka neoliberaler Ableger der ehemals Schwarzen. Dann gewinnt man die Wahlen und geht in eine Koalition mit der FP, damit man möglichst viel Porzellan zerdeppern kann. Wenn man das Wording elegant formuliert und die Message Control nicht verliert, kann man zu einem gegebenen Zeitpunkt sich des Partners entledigen, Neuwahlen ausrufen (und aus diesen gestärkt herausgehen) und dann mit den NEOS ein gemäßigtes Kabinett II bilden, das die neoliberale Agenda, die bislang eher unbeachtet blieb, abarbeitet.

Dazu passt, dass die Villa über AirB&B abgemietet wurde und dass das Video so eine erbärmliche Tonqualität hat. Professionelle Geheimdienste hätten das technisch viel sauberer hinbekommen, das wäre heute kein Problem.

Nach der Wahlkampfrede von Samstag ist das Framing von Kurz klar: Ich konnte bislang nur mit der (bösen) FPÖ regieren (mimimi) aber wenn ihr wollt, dass ich das Land rette, müsst ihr mich jetzt noch mehr wählen.

Für eine Regierungsbeteiligung (statt der FPÖ) würden die NEOS ziemlich sicher umfallen, deshalb sollte man sie wahrscheinlich auch nicht wählen. Sorry, couldn’t resist.

Man müsste jetzt noch die Timeline genauer studieren. Zum Beispiel wurde NEOS 2013 gegründet, da war „Wende 1.0“ und dem Kabinett Schüssel II mit Jörg Haider schon 2007 in die Hose gegangen. Kurz hinwieder wurde 2008 JVP-Obmann in Wien und zog 2010 in den Wiener Landtag ein, sein erstes politisches Mandat.

Wenn die Theorie stimmt, müsste Kurz irgendwann um diese Zeit Schüssel aufgefallen sein. Wie weit der Plan von Schüssel ist und was Kurz dazu beigetragen hat, wie sehr (und wie oft) der Plan geändert wurde und wie sehr Schüssel den Bubenkanzler noch im Griff hat (so er das je hatte) und ob er heute noch gut findet, was sein Protegé so treibt, weiß ich leider auch nicht.

Müsste man alles noch recherchieren.

Da Hofa war’s

Wer profitiert innerhalb der FPÖ am meisten vom Sturz Straches? Richtig. Wäre die Variante, wo der Zeitpunkt „vor der Europawahl“ anders zu beurteilen wäre (Hofer gönnt Strache den Erfolg nicht?), dazu passt auch, dass die FPÖ-Gremien sofort Hofer als Vizekanzler-Nachfolger ins Spiel brachten, sogar ohne zu präzisieren, in welcher Ministerposition.

Dagegen spricht, dass Kurz daraufhin die Koalition aufkündigt. Vielleicht eine Fehlkalkulation von Hofer? Hofer jedenfalls wäre Kurz um einiges ebenbürtiger als Strache.

Die russische Mafia war es

Die hätte es nur für Geld gemacht. Dafür spricht das Gerücht, das Video wäre schon seit längerem zum Verkauf angeboten. Vielleicht wollte man Strache damit erpressen? Oder Gudenus? Gudenus ist Mitbesitzer eines russischen Handelshauses, von dem niemand genau weiß, womit sie handeln und wie viel Geld sie tatsächlich verdienen. Russische Mafiosi haben schon mehrmals ihre Vorliebe für seltsame Motive bewiesen.

Ich halte dieses Gerücht für eher unwahrscheinlich.

Der ORF war es

Ähnlich skurril wie der Vorwurf an die russische Mafia. Jedenfalls hätte der ORF nicht nur die technische Expertise für so eine Aktion, sondern auch konkrete Motive (die FPÖ wollte und will den ORF zerschlagen), auch hatte man seit langem nicht mehr solche Zuseherzahlen wie an diesem Wochenende.

OK, hier wird es langsam absurd.

Aber irgendwo wird die Wahrheit schon liegen. Mal schauen, ab wann dieser Post nicht mehr aktuell ist.

Offener Brief an den Bundesvorstand der Piratenpartei Österreichs, insbesondere an c3o

 

Lieber Christopher, kannst Du mir bitte meine politische Heimat, die Piratenpartei Österreichs, zurückgeben?

(Ich weiß, dass es Dir nix ausmacht, also verwende ich Deinen Klarnamen.)

Du weisst, dass ich von Anfang an gegen die Allianz mit der KP war. Du weisst auch, dass ich mich loyal der Partei gegenüber verhalten habe, dass ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln versucht habe, einer möglichen Spaltung entgegenzuwirken (ob’s was genutzt hat, weiß ich nicht, die Spaltung blieb jedenfalls aus).

Aber jetzt ist die Kanne voll.

Flasche leer, habe fertig.

Kannst Du Dich an unser Gespräch beim Chaos Communication Congress in Hamburg im vergangenen Dezember erinnern, hinter dem Bällebad, im „Entspannungszimmer“? Du meintest damals ganz siegessicher, es wäre doch gelacht, wenn wir es nicht „gemeinsam“ schaffen würden. Gemeinsam mit der KP.

Jetzt ist Montagabend, nach der Wahl, es wurde kurz gelacht, das war’s dann, Danke, setzen, Nicht Genügend.

Lieber Christopher, kannst Du mir bitte meine politische Heimat, die Piratenpartei Österreichs, zurückgeben?

Ich habe Dich damals in Hamburg eindringlich gewarnt. Ich hab’ auch die drei Prozent vorhergesagt, wahrscheinlich eher zufällig. Egal. Ich habe Dich gewarnt, dass in so einer Konstellation die Mehrheit unserer piratischen Positionen verloren ginge. Du hast es beiseite gewischt. Demokratiefinanzierung? Demokratisierung Europas? Netzneutralität? Fahrscheinlose Öffis? Bedingungsloses Grundeinkommen? Pustekuchen.

Dabei ist das nicht einmal die Hälfte unserer Positionen vom Nationalratswahl-Flyer. Religion privatsieren? I wo, viel zu kontroversiell. Patentmissbrauch verhindern? Wie bitte soll man das denn transportieren …

Vernunftbasierte Drogenpolitik? Pfui, damit könnte man ja anecken. Das sollen die Spinner von der Hanfpartei machen. Was, steht im Parteiprogramm? Noch immer? Des ignorier’ ma, machen die Grünen schließlich auch so. Erfolgreich. Ja, die Grünen …

Lieber Christopher, kannst Du mir bitte meine politische Heimat, die Piratenpartei Österreichs, zurückgeben?

Dafür gab’s einen hoch populistischen Wahlkampf, so mit Haftungsboykott und dergleichen. Auf der Basis: Wir zahlen nix, aber das macht nix. Von einem, den die Mehrheit unserer Stammklientel als politischen Wendehals sieht. Macht nix, Hauptsache wir bekommen mehr Stimmen.

Christopher, darf ich mir Dein neues MacBook Air ausborgen? Ich mach’ dann anschließend einen Haftungsboykott und schenk’ es weiter.

Nach meiner Überzeugung ist die Piratenpartei kein Startup, bei dem man die Marketingstrategie einfach ändert, wenn es nicht gleich funktioniert. Und das war’s doch, warum Du die Allianz angestrebt hast.

<Loriot> Ach? </Loriot>

Weil Dir bei der Piratenpartei der soziale Aspekt fehlt, wie Du in facebook gepostet hast? Bull Shit, man. In Hamburg hast Du mir etwas Anderes erzählt.

Also, lieber Bundesvorstand, lieber c3o und Co, ich fordere die Einberufung einer Bundesgeneralversammlung, so schnell wie möglich, mit Neuwahl der Funktionen und davor eine Grundsatzdiskussion, wie wir in die Landtagswahl 2015 in Wien gehen wollen.

Meine Vorstellungen dazu kann ich gleich präzisieren: Ich will all’ die Positionen, die auf dem NR-Flyer hinten drauf sind, in eine zentrale Message vereinen (doch doch, das geht)1). Ich will, dass wir uns auf unsere Wurzeln als urbane Netzpartei der Nerds zurück besinnen. (Siehe auch den Blog von Anatol Stefanowitsch. Dem ist nichts hinzuzufügen.)

Ich will, dass wir uns auf Aussagen konzentrieren, zu denen wir stehen (und die wir auch inhaltlich darstellen) können. Ich will, dass unsere Kandidaten, wer immer das sein wird, Piraten sind, die sich nicht für $irgendwelche wahltaktischen Positionsgewinne öffentlich zum Brot machen und bei der Mehrheit unserer Sympathisanten nur mehr Kopfschütteln auslösen. (Scheisse, ist das kompliziert …)

Ich will eine (öffentliche) Diskussion über eine Neue Arbeitswelt und was wir in Zukunft als Arbeit definieren wollen/sollen, über Chancen und Risken der Digitalen Revolution, und vor allem darüber, wie wir unsere Vorstellungen in konkrete Forderungen für den Wahlkampf verpacken können. (Als BGE, zum Beispiel. 😛 )

Und ich will GANZ SICHER keine Fortsetzung der Allianz in $irgendeiner Form.

Ich mach’ Dir, Christopher, und dem Rest des BV, einen Vorschlag: Diesen Sonntag ist die LGV der Wiener Piraten, dort wird das sicher alles Thema sein. Wollen wir uns dort treffen und darüber einen Diskurs führen, einen gesitteten? Ja?

Ich bin überzeugt, faithless ist ganz wild auf diese Diskussion.

Faithless, wir kommen.

PS: Lieber Christopher, kannst Du mir bitte meine politische Heimat, die Piratenpartei Österreichs, zurückgeben?

andre

——

1) Man muss nur unser Programm lesen. Lesen bildet, ungemein. Wir sind (noch immer) eine liberale Bürgerpartei mit basisdemokratischen Strukturen. Wir wissen, dass die Digitale Revolution die Welt bis zur Unkenntlichkeit verändern wird, und wir wollen sie darauf zumindest ein wenig vorbereiten. Auch wenn uns die Mehrheit nicht zuhört, können wir dennoch das Salz in der Suppe von morgen sein. Und mehr will ich eh’ nicht …

Ahoi, Kameraden oder Warum ich jetzt Bezirksparteiobmann geworden bin

 

Ich bin nicht mehr der Jüngste, darüber brauchen wir erst gar nicht diskutieren.

Ich habe viel erreicht und habe oft versagt, ich habe viel gesehen und viel gelernt, und manchmal kommen so Augenblicke, da hat man das Gefühl, jetzt sei wieder einmal eine Zwischenbilanz notwendig.

In all diesen Jahren hab’ ich an vielen verschiedenen Orten auf diesem Globus gelebt, daneben aber immer wieder in einem Land, in dem es tatsächlich einen funktionierenden Gesellschaftsvertrag gab, einen halbwegs erträglichen, und das mich als Mitglied akzeptiert. Von wegen Gnade der Geburt und so, ich bin halt da geboren. Und da hat man mich zwölf Jahre in die Schule gehen und dann auch noch studieren lassen, zehn Jahre lang, und das für lau, das kann auch nicht jeder von sich sagen. Später durfte ich dann den Beruf ausüben, den ich mir ausgesucht hab, ich hab’ hier Kinder in die Welt gesetzt und sie erwachsen werden gesehen – kurzum: Meine Heimat Österreich war immer so eine Art sicherer Schutzhafen, wo man mich versichert und krankheitsmäßig immer (wieder) ordentlich zusammengeflickt hat, wo ich immer zurück kommen konnte, egal aus welchem Winkel dieser Erde, so was ist an den deprimierenderen Orten dieser Welt höchst tröstlich. Und überhaupt.

Und manchmal überkommt mich so das Gefühl, ich sollte vielleicht jetzt noch was zurück geben, dieser Gesellschaft, die ihren Teil des Vertrages bisher ganz anständig erfüllt hat. Weil sehr viel später als jetzt ist leicht möglich, dass nix mehr wird, um es auf Kärntnerisch auszudrücken. Das also erstens.

Und kärntnerisch wohl auch, weil die beste aller Ehefrauen … und jetzt lebe ich eben in Kärnten.

Ja, das ist nicht immer so einfach. Und hat eigentlich eher wenig damit zu tun, dass ich Wiener bin oder zumindest dort geboren, was man an meinem Zungenschlag, zumindest in Deutsch, bis an mein Lebensende hören wird. Na ja, egal, Karntn eben, schön guttural hinten aussprechen, aber nicht so weit hinten wie die Tiroler … egal. Wird eh’ nix.

Die Sprache ist nicht das einzige Gewöhnungsbedürftige, in Österreich südlichstem Bundesland. Obwohl sie echt interessante Aspekte hat, zum Beispiel die des Auslassens. So wie in: Weasd dånn Klågenfuad gehn? Jo, lei no kamod Mahd mochn. Für mich, des lokalen Zungenschlags nicht so mächtig, ist so was eine echte Kommunikationshürde.

Den politischen Alltag, also den in Kärnten, wollen wir – wenn wir schon von gewöhnungsbedürftig reden – erst gar nicht erwähnen, schon von wegen gar nicht so viel essen können wie kotzen wollen. Das also zweitens, die Details erspare ich dem geneigten Leser und mir hier, weil unappetitlich und überhaupt und außerdem weiß eh’ jeder.

Übrigens und außerdem wird mir dafür erst jetzt so langsam klar, dass ich meine nächste Landtagswahlstimme nicht mehr in Wien, sondern in Kärnten abgeben werde, weshalb sich mir eine ganz konkrete Frage stellt, abseits aller Schriftstellereien und fröhlichem Wortgeschmiede. Nämlich: Wen, oder von mir auch auch was, wählen?

Da werden Luft ebenso wie Schmäh sehr schnell sehr dünn.

Gehen wir es einmal ganz pragmatisch von oben herunter: Die *spuck* Blauen kann man erstmal streichen, ebenso das orangene Pendant. Die Schwarzen? Are you kidding? Die Roten? In Kärnten? Die mit dem Landeshauptmann Wagner den Grundstein gelegt haben für das ganze hier, Jahrzehnte lang? Und die heute noch mit packeln? Sorry, Genossen, no way.

Dabei, nur so als extempore: Ich bin ja mit dem Seppi Cap in die Volksschule gegangen, gemeinsam ministriert hamma auch, beim Studieren haben wir uns wieder getroffen, er beim – damals noch wilden – VSSTÖ, und ich gebe zu, ich habe ihn damals auch gewählt. Und wenn ich mir anschau‘, heute … es ist echt ein Jammer. Soviel zu den Sozis.

Den Stronach? Really? Are you serious? Ah ja, eh‘ nicht.

Und dann?

Dann bleiben noch die Grünen.

Lange Pause.

Jetzt schaun s’ ned so betreten, ich mag die eh’ auch nicht. Aus verschiedenen Gründen, wahrscheinlich andere als die Ihren, aber Gedanken sind bekanntlich frei.

Hauptsächlich kann ich mit den Grünen deshalb so schwer, weil mich ihre grundsätzliche Technophobie stört. Ich bin ein alter Hippie, für uns war Technologie immer ein Teil der Lösung, nicht ein Teil des Problems. Das Problem lag immer in der Anwendung. Doch dann kam Three Mile Island, und dann kam Tschernobyl, und seither ist Technik eher etwas Unanständiges geworden.

Oder, wie ein Kollege jüngst gepostet hat: „Früher standen die Grünen für Doors hören und dogmatisch sein. Heute haben sie das mit den Doors halt aufgegeben.”

Das hat sicher auch etwas mit diesem neuen Biedermeier zu tun, dieser Landleben-Euphorie, der ich, obwohl ich jetzt bei den Bauern im Kärnter Unterland lebe, nicht sehr viel abgewinnen kann. Eigentlich gar nichts, denn es ist so fake, dass es schmerzt. Aber den Leuten gefällt’s. Egal: Ich glaube nicht daran. Die Hälfte der Menschheit lebt schon heute in Städten, das ist ein langfristiger Trend, wo der aufhören wird, weiß man nicht so recht, aber ohne High-tech wird das nicht abgehen, so weit ist das heute schon klar.

Und wir werden daher die Probleme dieser Zukunft nicht mit silofreien Milka-Kühen auf glücklichen Bio-Wiesen lösen (Nur mit Kuhscheiße gedüngt? Ja natürlich!), auch nicht gentechnikfrei, was immer das genau bedeuten mag. Egal, darüber ließe sich noch diskutieren, aber über diese kategorische Ablehnungshaltung eben leider nicht. Oder, um es kurz zu fassen: Mit der Müslifaschisten-Fraktion bei den Grünen kann ich echt nicht. Sorry, Freunde, ich respektiere eure Meinung respektive Haltung, aber mitmachen? Nein, danke.

Dann könnte man noch argumentieren, so einer wie Du sollte die Realo-Fraktion unterstützen, genau solche wie Dich brauchen wir.

Also gut, schauen wir uns die Kärntner Grünen an.

Die sitzen schon seit zwei Legislaturperioden im Landtag. Und nu, Oskar? Viel bewegt haben die dort nicht. Mir ist jedenfalls keiner aufgefallen.

Dafür haben sie jetzt den Herrn Holub recycled, der tritt jetzt als der nächste große Aufdecker auf, sozusagen als Peter Pilz von Kärnten, als Johanna von Orléans für Arme (aka die Steuerzahler), oder lieber als die Heilige Johanna der Schlachthöfe? (Oder doch Johanna die Wahnsinnige?) Jedenfalls will er „jedes Dokument, dass die Brüder Scheuch nicht geschreddert haben, nachprüfen.“ Wenn ich mir so die Arbeit der Korruptionsstaatsanwalt anschau’, wird der Herr Holub dafür mehr als eine Legislaturperiode brauchen, um zum regieren wird er auch nicht viel kommen, obwohl er in die Landesregierung will. Und dort wäre einiges zu machen, die Schulden des Landes Kärnten etwa, die in den letzten fünf Jahren um 100 Prozent gestiegen sind – man liest richtig, sie haben sich verdoppelt. Aber Wirtschaftskompetenz ist traditionell bei den Grünen nicht wirklich zu verorten, würde mein alter Professor sagen, aka davon haben sie nicht so viel Ahnung. Oder es ist ihnen wurscht. Und außerdem: Kapitalismuskritik ist viel lustiger, und schick isses auch noch, also was jetzt?

Mmh.

Ich bin dann doch Wirtschaftsjournalist, wenngleich ein eher linker. Also diese seltene, weil gern unterdrückte Spezies von einem Sozi, der auch was von Wirtschaft …

Hab’ ich schon gesagt, dass ich die Grünen dann doch auch nicht … ?

Und nu?

Hier wird’s eng.

Die meisten der Freunde, die mir bis hier gefolgt sind, gingen anschließend in die innere Emigration. Das wollte ich nicht.

Bleibt nur: Selber was machen. Oder hat wer einen anderen Vorschlag?

Und dann gibt es eben die Piraten. (Jetzt isses raus. Egal, dass ich die mag, hab’ ich hier schon geblogged, also darf das nicht so überraschen.)

Also gut, schauen wir uns die Piraten an.

Wie gesagt, ich schrub das hier schon: Hoffentlich gelingt den Piraten mit der digitalen Revolution, was den Grünen mit der Ökologie geschafft haben, nämlich im politischen Mainstream anzukommen. Weil das eine ebenso wichtig ist wie das andere. Und dabei /müssen/ die so sein, wie sie sind, weil sonst kann das nicht funktionieren.

Daneben fordern sie noch ein paar Dinge, mit denen ich gut kann. Die Entkriminalisierung von Drogen etwa, das fordert auch der britische Economist, weil nur das der weltweiten (und immer bedrohlicher werdenden) Drogenkriminalität die Existenzgrundlage entzieht, im Grunde eine alte Forderung, muss man immer wieder stellen. Nur wer Süchtige als Kranke sieht, hat eine Chance, der Situation Herr zu werden.

Und dieses bedingungslose Grundeinkommen, häh? Das ist doch pure Sozialromantik, ist das. *börp*

Nein, ist es nicht. In Wirklichkeit gibt es so etwas Ähnliches schon, es heißt Grundsicherung. Aber es ist kein Recht, sondern eine Gnade. Eine soziale Gnade Deiner Heimatgemeinde.

Würde man alle diese Gelder, die man da heute ausgibt, zusammenfassen, wäre das durchaus finanzierbar. Und als Denkansatz ist es politisch interessant: Sozial Handeln als Rechtsprinzip, nicht als Gnadenprinzip, das gefiele mir.

Kurzum: Ich kann mich mit dem Piratenkodex durchaus identifizieren.

Und dann gibt es noch ein paar Aspkte, zum Beispiel die Arbeitsgruppe KMU, oder der Einsatz für freie Mitarbeiter, vor allem in den Medien, und noch ein paar so Sachen.

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Und deshalb bin ich den Piraten beigetreten.

Eigentlich war das schon im Oktober 2010, und damit bin ich wahrscheinlich der dienstälteste Pirat in Kärnten, aber irgendwie war das mit den Piraten in Österreich nicht so, wie es sein sollte, und deshalb war da eine Zeitlang nix.

Doch jetzt gab es den konstituierenden Landesparteitag, und seither bin ich aktiv. Und zum Bezirksobmann Kärnten Unterland gewählt worden. Und mache erstmal die Pressearbeit. Und, wenn wir schon dabei sind: Das heisst jetzt Landesgeneralversammlung. Damit es sich von den anderen Parteien abhebt.

Irgendwie würde mir ja gefallen, wenn bei der nächsten Landtagswahl /sowohl/ die Piraten als auch die Grünen in den Landtag kämen. Obwohl, sicher ist das beileibe nicht. Aber möglich wäre es. Vielleicht könnte man dann tatsächlich etwas bewegen *träum*

Ich sagte ja schon, ich bin ein alter Hippie.

Habe ich schon erwähnt, dass die Grünen bei der exorbitanten Erhöhung der Parteienförderung in Kärnten  im Landtag mitgestimmt haben? Dafür, nämlich. Die Unschuld haben sie damit jedenfalls verloren, meine grünen Freunde. Mal schauen, ob sie bei der (dann doch) geplanten Rücknahme auch mit Ja stimmen werden.

Ach ja, Rolf Holub, Spitzenkandidat der Grünen, verweigert im Moment den Piraten den Dialog. Sprich: Früher hat man gerne und viel miteinander geredet, und mehr. Aber jetzt laufen die Piraten auf seiner Sekretärin (sic!) auf. Ein Schelm, wer Schlechtes davon denkt.

Na ja, hoffen wir, dass das noch was wird.

Ich werde berichten.